BUND Inselgruppe Föhr
© Birte Lindner BUND SH

Das ist eine Streuobstwiese

Eine Streuobstwiese ist eine Ansammlung von Obstbäumen unterschiedlichen Alters und Sorten. Die Bäume stehen hier so weit auseinander, dass jeder Baum genug Platz und Licht zum Wachsen hat. So liegt die Baumdichte nur zwischen 60 bis 120 Bäumen pro Hektar, dem gegenüber stehen bis zu 3000 Bäume, die auf einer konventionellen Obstplantage pro Hektar üblich sind. Bei den Bäumen handelt es sich meist um hochstämmige Obstbäume, die im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig „verstreut“ in der Landschaft stehen. Gemein haben Streuobstbestände die gleichzeitige Nutzung der Obstbäume (Obernutzung), als auch der Flächen unter den Bäumen (Unternutzung) zur Beweidung oder als Freizeitfläche.

Streuobstwiesen sind selten geworden, in der roten Liste der gefährdeten Biotoptypen werden sie als „stark gefährdet“ eingestuft.

 

Hotspots der Artenvielfalt

Im Streuobstbau werden keine chemisch-synthetischen Pestizide und kein künstlicher Dünger eingesetzt. So bietet eine Streuobstwiese Platz für tausende verschiedene Lebewesen und trägt damit zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Je nach Größe, Standort und Pflegezustand der Anlage können sich bis zu 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten in diesem strukturreichen Lebensraum ansiedeln. Die Kombination aus mehr oder weniger alten Obstbäumen und extensiv genutztem Grünland schafft ideale Voraussetzungen für eine hohe Biodiversität. Mit der Anlage von vielfältigen Strukturelementen für Nützlinge, wie Stein- und Totholzhaufen, Teichen oder Hecken, kann man die Artenvielfalt auf der Streuobstwiese zusätzlich fördern. Dies stabilisiert das ökologische Gleichgewicht und macht den Einsatz von Pestiziden überflüssig. 

 

Klimaschutz durch Streuobst

Der Erhalt von Obstwiesen leistet einen Beitrag zum Klimaschutz, denn Streuobstwiesen dienen als Kohlenstoffspeicher. Die Obstbäume sind lebendige Luftfilter und Sauerstoffproduzenten. Während der Photosynthese werden aus Wasser, Energie und Kohlenstoffdioxid Traubenzucker und Sauerstoff hergestellt. So binden die Pflanzen das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid und lagern es in ihrer Biomasse ein.
Während die Früchte der Wiesen in der Regel in der Region verzehrt werden, wird das Obst aus dem Supermarkt meist unter starker Kohlenstoffemission aus der ganzen Welt importiert. Durch die kurzen Transportwege haben die Früchte von der Streuobstwiese auch die Möglichkeit, unter natürlichen Bedingungen am Baum zu reifen. Das Import-Obst hingegen wird meist unreif geerntet und in Klimacontainern begast, um die Reife termingerecht zu erreichen. 

 

Streuobstwiesen auf Föhr

Auch auf Föhr führt die immer weiter fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft, das Versiegeln von Flächen und die weitere Trockenlegung von Feuchtwiesen zu einem Rückgang der Biodiversität. Deshalb möchte der BUND Föhr in möglichst vielen Inselgemeinden auf geeigneten Flächen innerorts Streuobstwiesen anlegen, um umrahmt von kleinen Wildblumenstreifen Nahrungs- und Nisthabitate für eine Vielzahl von Insekten zu schaffen.
Im Rahmen des von der Deutschen Postcode Lotterie geförderten Projektes ist geplant, alte und für Föhr und Norddeutschland typische Obstsorten anzupflanzen, Föhrer Imker können ihre Bienenvölker in der Nähe platzieren und natürlich wird im Herbst vitaminreiches Obst geerntet, klimaschonend ohne große Transportwege.